Ich wurde vom Ende von Der Richter und sein Henker überrascht: trotzdem das Buch viele Indizien gab, dass Gastmann nicht der Mörder war, verdächtigte ich ihn, weil ein Alibi für Tschanz am Anfang angeboten wurde. Die Beschreibung der Tschanzes Intrige wurde gut erkärt und alle hing zusammen, aber ich war ein bisschen enttäuscht, weil es zu wenig Information vor dem Ende gab, die richtige Lösung finden zu können. Ich hatte gehofft, dass Dürrenmatt genug Spur gelassen hätte, Tschanz dem Mord anzuklagen. Klar müsste es geheimnis gewesen, aber wenn er die Spur gelassen hätte, wäre das Buch noch beeindruckender gewesen.
Doch wurde ich insgesamt sehr beeindruckt. Dürrenmatt verbindet alle freien Endungen der Handlung und gibt ein befriedigendes Ende zu allem. Ich habe Respekt vor ihm, weil er nicht den einfachen Weg nahm, in dem den Mörder gefangen wird und alles am Ende klar wird. Dürrenmatt ist treuer zum Leben und schaut, dass viele Verbrechen nie wichtig geklärt werden. Auch bringt er die Frage auf, ob es sittlich ist, für Selbstjustiz einzutreten, um einen Bösen zum Gericht zu bringen—und genereller, ob es sittlich ist, dass ein Polizist ein kleines Verbrechen beginge, um Recht überhaupt zu tun. Eine andere Frage, die er aufbringt, ist, was genau Mord formt. Brachte Bärlach Tschanz um? Gastmann? Diese Fragen zwingen man, zu denken, während die Geschichte man amüsiert—dies ist Literatur.